![](/assets/components/phpthumbof/cache/Sto-Stiftung_57-2020_Fachschule%20Berlin_Bild-01.43801d2e8b16ee8c2d58ae05ce7280d5.jpg)
Berlin, November 2020. Frei nach dem Sprichwort „Handwerk hat goldenen Boden“, entscheiden sich junge Gesellen nach der Ausbildung oft schnell dafür, einen Meisterbrief folgen zu lassen - so auch bei den Malern und Lackierern. Die wenigsten wissen aber, dass der Meister nicht das Ende der Karriereleiter sein muss. Eine zweijährige Vollzeit-Weiterbildung zum „staatlich geprüften Farb- und Lacktechniker“ öffnet weitere Berufschancen über den Meister hinaus bis hin zum Hochschulstudium.
Farb- oder Lacktechniker übernehmen oft Führungsaufgaben in Betrieben, Unternehmen, Verwaltungen und Einrichtungen oder können selbstständig einen eigenen Betrieb führen. Die Weiterbildung ist in Deutschland an sieben Fachschulen möglich. So in Berlin, Hildesheim, Fulda, Lahr, München und Stuttgart und Hamburg. Gefördert wird die Fortbildung von der gemeinnützigen Sto-Stiftung, die je zwei Studierende an den sieben Fachschulen mit jeweils 2.000 Euro pro Semester unterstützt. Zudem nehmen die Stipendiaten an exklusiven Seminaren teil.
Förderung von Berufsschule bis Universität
„Unsere Förderung startet bereits am Anfang der beruflichen Entwicklung. In unserem Bestenwettbewerb werden die hundert Besten des Abschlussjahrgangs mit einem Werkzeugkoffer im Wert von über 1.000 Euro belohnt. Es folgen zehn Tablets als Ansporn für die beste Gesellenprüfung. Ein Stipendium für die Ausbildung zum „staatlich geprüften Farb- und Lacktechniker“ ist die dritte Stufe“, erklärt Konrad Richter, Stiftungsrat Handwerk. Studienbeihilfen zum Bachelor- und anschließendem Master-Studium runden das Angebot der Stiftung im Handwerk ab.
Jörg Radkowski, Leiter der „Staatlichen Fachschule für Farb- und Lacktechnik“ am Oberstufenzentrum (OSZ) für Gestaltung in Berlin, ist froh um das Engagement der Stiftung. „Der Mittelstand ist Garant für die Stabilität der deutschen Wirtschaft. Hier fehlt es an qualifizierten Führungskräften“, erklärt er. „Zukunftsorientierte, engagierte junge Menschen mit einem handwerklichen Background haben beste Chancen auf eine berufliche Karriere. Die Weiterbildung zum Farb- und Lacktechniker bietet dafür eine solide Basis“, ist er sich sicher.
Der Schwerpunkt der Weiterbildung an der Berliner Fachschule liegt bei der Vermittlung unternehmerischer und betriebswirtschaftlichen Kompetenzen sowie der Möglichkeit, handwerklich interdisziplinär handeln zu können. Fächer wie Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen, Berufs- und Arbeitspädagogik oder Personalmanagement stehen neben Chemie, Anwendungs- und Gestaltungstechnik sowie Mathe und Deutsch auf dem Stundenplan“, erklärt Radkowski. „Zudem legen wir großen Wert auf ein projektorientiertes Arbeiten, das in einer Semesterarbeit mündet“, betont er. Die Absolventen lernen auf diesem Weg, selbstständig Projekte zu planen und diese potenziellen Kunden gegenüber zu präsentieren.
Bekanntheit des Technikers steigern
Ein Problem bleibt: Vielen ist die Weiterbildung nicht bekannt. Darüber hinaus hapert es auch am Image des Technikers. „Eine Aufwertung des Begriffes würde helfen“, sagt Radkowski. „Im ländlichen und dörflichen Raum kennen viele Menschen die Kompetenzen eines Technikers nicht, da der Meistertitel seit dem mittelalterlichen Zunftwesen bis in die heutige Zeit stärker tradiert ist. Das macht eine Akzeptanz dort schwerer“, erklärt er.
Um das zu ändern, gehen Radkowski und seine Kollegen direkt in die Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe, veranstalten Informationstage, versenden Flyer. „Auf der Website www.fachschulen-farbe.de haben wir uns mit den anderen sechs Fachschulen zusammengetan, geben dort Informationen und einen Überblick über die jeweiligen Lerninhalte sowie Zukunftschancen“, sagt Heike Lewin, Fachleiterin für Berufstechnik am Oberstufenzentrum für Gestaltung in Berlin.
Auch intern wird für die Weiterbildung im Handwerk geworben. Das „OSZ Gestaltung Berlin“, ist mit 1.500 Schülern nicht nur das größte Oberstufenzentrum im Bereich der beruflichen Bildung für Maler und Lackierer, sondern bietet vielfältige Bildungsgänge, wie eine Staatliche Fachschule, ein berufliches Gymnasium, eine Fachoberschule, vorberufliche Bildungsgänge und eine vollschulische Assistentenausbildung zum Gestaltungstechnischen Assistenten an.
Potenziale ausschöpfen
Einer, der die Berufsschule am OSZ durchlaufen und sich auf dem Weg über die Weiterbildung informiert hat, ist Manuel Moos. Der 29-jährige hat einige Jahre Berufserfahrung als Malergeselle gesammelt und möchte „im Leben mehr erreichen“, wie er erklärt. „Der Techniker hat für mich das größte Potenzial. Das Fachwissen, das ich hier erlernen kann, begeistert mich“, sagt Moos. Er ist im zweiten Ausbildungsjahr und zuversichtlich, was seine berufliche Zukunft anbetrifft. „Ich möchte für ein größeres Unternehmen in der Industrie arbeiten“, erklärt er.
Stephanie Knorr (31) hingegen ist auf dem zweiten Bildungsweg zum Handwerk gekommen. Die junge Mutter war in ihrer Ausbildung zur Pharmazeutisch-Technischen-Assistentin als sie ihr Kind bekam. Unglücklich mit ihrer ersten Berufswahl wechselte sie nach der Elternzeit die Branche. In einer sogenannten Nachqualifizierung unterstützt durch die Agentur für Arbeit, bekam sie nach einer auf zwei Jahre verkürzten Ausbildung ihren Gesellenbrief als Malerin- und Lackiererin. Zusätzlich absolviere Knorr einen Lehrgang zum Thema Ausbildungseignungsverordnung. „Ich weiß noch nicht genau wohin mich die Reise beruflich führt. Momentan könnte ich mir sogar vorstellen, nach der Weiterbildung noch mal zu studieren. Vielleicht werde ich Berufsschullehrerin“, erzählt sie.
Die Fachschulen stellen sich vor:
https://www.youtube.com/watch?v=iyG6nhaYxeI&t=60s
Weitere Informationen: www.sto-stiftung.de
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![Blicken positiv in die berufliche Zukunft (v. l. n. r.): Jörg Radkowski, Leiter der „Staatlichen Fachschule für Farb- und Lacktechnik“ am Oberstufenzentrum für Gestaltung in Berlin, die Schüler Tobias Fischer, Pascal Sönmez, Manuel Moos, Stephanie Knorr und Heike Lewin, Fachleiterin Berufstechnik am Oberstufenzentrum für Gestaltung in Berlin. <i>Foto: Sto-Stiftung | Christoph Große</i>](/assets/components/phpthumbof/cache/Sto-Stiftung_57-2020_Fachschule%20Berlin_Bild-01.d8e665a6eaab10286bb2a0d13dcd4ef0.jpg)
![Tobias Fischer ist Maler- und Lackierer-Geselle mit abgeschlossenem Studium. Vor seiner Ausbildung hat er „Wirtschaft und Recht“ an der TH Wildau studiert und mit Bachelor abgeschlossen. Fischer ist Stipendiat der Sto-Stiftung im ersten Lehrjahr. Nach der Weiterbildung möchte er den Berliner Familienbetrieb von seinem Vater übernehmen.<i> Foto: Sto-Stiftung | Christoph Große</i>](/assets/components/phpthumbof/cache/Sto-Stiftung_57-2020_Fachschule%20Berlin_Bild-02.d8e665a6eaab10286bb2a0d13dcd4ef0.jpg)
![Manuel Moos macht im Sommer 2021 seinen Abschluss zum Farb- und Lacktechniker. Der Berliner ist ebenfalls Stipendiat der Sto-Stiftung. Er ist froh über die finanzielle Unterstützung, die seine Weiterbildung ermöglicht hat. Moos hat große Ziele, zieht auch einen Ortswechsel in Betracht, um in einem größeren Betrieb in der Farb- und Lackbranche arbeiten zu können. <i>Foto: Sto-Stiftung | Christoph Große</i>](/assets/components/phpthumbof/cache/Sto-Stiftung_57-2020_Fachschule%20Berlin_Bild-03.d8e665a6eaab10286bb2a0d13dcd4ef0.jpg)
![Stephanie Knorr (31) ist auf dem zweiten Bildungsweg zum Handwerk gekommen. Mit dem Techniker in der Tasche möchte die 31-Jährige nicht wieder auf die Baustelle zurück. Ein anschließendes Studium zur Berufsschullehrerin schließt sie nicht aus. <i>Foto: Sto-Stiftung | Christoph Große</i>](/assets/components/phpthumbof/cache/Sto-Stiftung_57-2020_Fachschule%20Berlin_Bild-04.d8e665a6eaab10286bb2a0d13dcd4ef0.jpg)
![Pascal Sönmez ist mit 21 Jahren einer der Jüngsten in der Klasse. Er überzeugte bereits in der Berufsschule mit sehr guten Noten. Auf die Weiterbildung wurde Sönmez von seinen Kollegen aufmerksam gemacht. Der Chef stellte ihn für zwei Jahre frei. Nach Abschluss der Fortbildung im Sommer kehrt Sönmez erst einmal in den Betrieb zurück, um weitere Berufserfahrung sammeln zu können. <i>Foto: Sto-Stiftung | Christoph Große</i>](/assets/components/phpthumbof/cache/Sto-Stiftung_57-2020_Fachschule%20Berlin_Bild-05.d8e665a6eaab10286bb2a0d13dcd4ef0.jpg)