18/2019 Hightech-Produkt Ziegel - Innovation aus Tradition

Berlin, September 2019 (PRG) – Urbanisierung, Klimaveränderung, Digitalisierung, demografischer Wandel – in den nächsten Jahren müssen die Weichen für die Zukunft unserer Städte gestellt werden. Auch die Baubranche ist gefordert, ihren Beitrag zu leisten. Welche innovativen Antworten die deutsche Ziegelindustrie auf die Herausforderungen von morgen hat, erläutert Clemens Kuhlemann, Geschäftsführer der Deutschen Poroton.

Obwohl sich der Ziegel im Laufe der Jahrtausende längst zu einem Hightech-Produkt entwickelt hat, wird dies von der Öffentlichkeit viel zu wenig wahrgenommen. Dabei wurden in den letzten 50 Jahren gravierende Meilensteine erreicht: so z. B. der porosierte Ziegel 1967, der verfüllte Ziegel 2010 oder das Ziegelfertigteil 2018. Mit unserem 2014 im niederbayerischen Zeilarn eröffneten Forschungs- und Entwicklungszentrum wollen wir das Tempo der Innovationsgeschwindigkeit weiter erhöhen, hierzu wurde ein Erweiterungsanbau gerade eingeweiht. In dem deutschlandweit einmaligen Institut werden Theorie und Praxis eng miteinander verzahnt, sodass aktuelle Forschungsergebnisse direkt in die Weiterentwicklung unserer Produkte einfließen. Ziel ist es, neue Lösungen für die Zukunft zu entwickeln und unsere Ziegel weiter zu optimieren. Dass unser Forschungsansatz Früchte trägt, zeigt u. a. der erste klimaneutral produzierte Ziegel, der seit Anfang 2019 auf dem Markt ist.

Wissenschaftliche Expertise

Um unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten kontinuierlich auszubauen, wird die Deutsche Poroton von einem externen wissenschaftlichen Beirat unterstützt, der mit namhaften Wissenschaftlern, wie Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner von der TU Darmstadt, Dr. ir. Rob van der Pluijm von der Wienerberger AG und Prof. Dr.-Ing. Detleff Schermer von der OTH Regensburg, hochkarätig besetzt ist. Aus dieser Kooperation entstand z. B. der perlitverfüllter Ziegel S9-P, der eine 50 Prozent größere Tragfähigkeit hat und damit Ziegelbauten mit bis zu neun Geschossen ermöglicht. Mit dieser Innovation leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Denn im Vergleich zu anderen Bauweisen ist das monolithische Ziegelmauerwerk eine kostengünstige und nachhaltige Variante.

Serieller Ziegelbau

Wenn die Lücke auf dem Wohnungsmarkt nicht noch größer werden soll, muss es uns gelingen, deutlich schneller zu bauen. Mit Redbloc haben wir ein Verfahren entwickelt, mit dem wir Ziegelwände in unterschiedlichen Mauerstärken seriell fertigen können. Möglich wird dies durch ein patentiertes Verfahren, bei dem die Wände nicht gemörtelt, sondern verklebt werden. Redbloc verbindet die Vorteile des hochwertigen Ziegelmassivbaus mit der automatisierten Serienfertigung. Der Zuschnitt von Dachschrägen sowie Fenster- und Türöffnungen erfolgt bereits im Werk, sodass die vorgefertigten Ziegelwände auf der Baustelle nur noch montiert werden müssen. Auf diese Weise lassen sich mehrgeschossige Bauten innerhalb weniger Tage mit vergleichsweise geringem Personalaufwand errichten. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass ein Facharbeiter und zwei Hilfskräfte ausreichen, um ein Stockwerk pro Tag zu errichten.

Robotergestütztes Mauern

Ein weiterer innovativer Ansatz, um den Fachkräftemangel in der Baubranche zu kompensieren, ist der Einsatz künstlicher Intelligenz. Vielversprechend ist der auf Ziegelmauerwerk spezialisierte Roboter Hadrian X, der rund 1.000 Ziegel pro Stunde verbauen kann. Eine beachtliche Menge, die selbst der versierteste Maurer nicht schafft. Mit Unterstützung des wissenschaftlichen Beirats arbeiten unsere Mitgliedsfirmen derzeit daran, robotertaugliche Ziegel für den europäischen Markt zu entwickelt. Wenn alles nach Plan läuft, wird es in wenigen Jahren möglich sein, Ziegelbauten in höchster Präzision und Qualität bei optimierten Material- und- Personaleinsatz robotergestützt zu errichten. Zudem liegt in der Robotertechnik die Chance, mit dem Low-Tech Image unserer Branche aufzuräumen und mehr „Digital Natives“ für einen Beruf am Bau zu begeistern.

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