25/2017 Schallschutz für Baupraktiker

Berlin, November 2017 (PRG) – Die überarbeiteten Fassungen der Schallschutznorm DIN 4109 sowie die Rechtsprechung in Bezug auf Schallschutzniveaus im Wohnungsbau verunsichern derzeit viele Planer. Die neue Technische Information „Schallschutz für Mehrfamilienhäuser“ der Deutschen Poroton bietet Konstruktionsvorgaben, Ausführungshinweise und Praxistipps. Der Autor, Dr. Andreas Meier, erläutert die Hintergründe.

Für wen ist die neue TI Schallschutz gedacht?

Andreas Meier: Bei der Überarbeitung der TI Schallschutz hatten wir ganz klar den Anwender im Blick. Es ging uns darum, eine Art „Rezeptbuch“ für die Kolleginnen und Kollegen im Objektgeschäft zu entwickeln, welches konkrete Antworten auf die immer wiederkehrende Frage im Geschoßbau gibt: Welches Bauteil wende ich wie an, um ein bestimmtes Schallschutzniveau sicher zu erreichen? Allgemein verständlich formuliert, so wenig Normen, so wenig Formeln wie möglich. Beispielsweise geht es um die schalltechnische Ausführung von Trenndecken über Tiefgaragen, Fahrstuhlschächten, Treppenhäusern oder praxistaugliche Hinweise für die Planung und Ausführung von Installationsschächten und –wänden. In dieser praxisorientierten Sichtweise, die die gesamte Konstruktion und nicht nur einzelne Ziegelbauteile umfasst, sehe ich den großen Vorteil der neuen TI Schallschutz für den Baupraktiker.

In Ihren Empfehlungen beziehen Sie sich neben der DIN 4109:2016-07 auch auf die DIN SPEC 91314:2017-01. Warum?

Andreas Meier: Im Zuge der Neufassung der DIN 4109 wurde die Überarbeitung des Beiblatts 2 zum erhöhten Schallschutz bislang ausgesetzt. Gleichzeitig sind verschiedene Papiere und Regelwerke mit unterschiedlichen Intentionen zu erhöhten Anforderungen auf dem Markt. Jeder Vorschlag hat seine eigenen Tücken, keiner hat sich bislang durchgesetzt. Von Seiten der Planer besteht für den Wohnungsbau der Ruf nach Anforderungen, die rechtssicher anzuwenden und mit erprobten Bauweisen umzusetzen sind. Geeignet erscheint mir die SSt II aus der VDI 4100:2007. Die Poroton-Bauweise erreicht erwiesenermaßen diese Anforderungen, wie Güteprüfungen in ausgeführten Gebäuden belegen. Die DIN SPEC 91314 ist jedoch der jüngste Vorschlag, der von Teilen der Bauwirtschaft aufgestellt wurde, um das Beiblatt 2 zu ersetzen – und damit wieder für mehr Sicherheit in Auslegungsfragen beim erhöhten Schallschutz zu sorgen. Durch die zuständigen Gremien ist nun zu prüfen, ob die vorgeschlagenen Anforderungen als Ersatz für Beiblatt 2 herangezogen werden können.

Nach wie vor sind Empfehlungen an einen erhöhten Schallschutz baurechtlich nicht bindend. Ich empfehle deshalb dringend, entsprechende Wünsche zwischen den beteiligten Baupartnern vertraglich festzuhalten. Zumal die Rechtsprechung für bestimmte Bauvorhaben die Mindestanforderungen der DIN 4109 als nicht ausreichend betrachtet.

Steigen durch die neue DIN 4109 die Baukosten?

Andreas Meier: Im Gegenteil! Konsequent angewendet wird eine ausreichend hohe Planungssicherheit erzielt, bestätigt durch bauakustische Messungen in ausgeführten Bauvorhaben. Die Bauteilangaben in Form eines Baukatalogs sind stark erweitert, das tabellarische Nachweisverfahren wurde durch ein präziseres Rechenverfahren ersetzt. Hierdurch können Überdimensionierungen vermieden und Baukosten eingespart werden. Für Schallschutzberechnungen nach DIN 4109-1:2016-07 hat die Deutsche Poroton kürzlich das „Modul Schall 4.0“ ihrer Planungssoftware nutzerfreundlich überarbeitet. Die neuen Sichtweisen auf die Schallübertragung durch die neue DIN 4109 etablierten übrigens neue Produkte, die gleichermaßen den Anforderungen an Schallschutz, Wärmeschutz und Statik gerecht werden, beispielsweise die wärmegedämmte Poroton-DRS Deckenrandschale.

Die neue Technische Information Schallschutz für Mehrfamilienhäuser der Deutschen Poroton gibt es kostenlos zum Download auf www.poroton.de

Zeichen: 3 817