10/2022_AG_Weil die Sonne keine Rechnung schickt

Lehrte, September 2022 (PRG) – Klimaschonend und energieeffizient bauen. Das ist die große Aufgabe, die den Gebäudesektor in den nächsten Jahrzehnten beschäftigen wird. Um die Klimaziele zu erreichen, sind innovative Lösungen vor allem im mehrgeschossigen Wohnungsbau gefragt. In Zusammenarbeit mit dem Autarkie-Team errichtet die HELMA Eigenheimbau AG seit einigen Jahren energieautarke Mehrfamilienhäuser. Nicht nur auf Grund der jüngsten Energiepreissteigerungen gewinnt das Konzept an Bedeutung.

Vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger werden: Das ist ein Weg, um im Gebäudesektor den Energieverbrauch deutlich zu senken. Und das ist auch dringend notwendig. Laut einer aktuellen Erhebung der dena macht dieser Bereich immer noch gut 35 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland aus.

In Zusammenarbeit mit Prof. Timo Leukefeld, TU Bergakademie Freiberg, hat HELMA im Auftrag kommunaler Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften mehrere dieser energieautarken Mehrfamilienhäuser gebaut. Als energieautark gelten Häuser, wenn sie sich überwiegend selbst mit Energie versorgen und damit größtenteils unabhängig von externen Strom- und Wärmeversorgern sind. Die solare Deckung für ein solches Gebäude muss mindestens 50 Prozent betragen. HELMA nimmt als einziger Generalübernehmer in Deutschland in diesem Bereich eine Vorreiterrolle ein.

Ein Konzept mit vielen Vorzügen

In Cottbus, Oranienburg und Lübben sind solche Projekte bereits abgeschlossen, in Unna, Blankenfelde, Kieselbronn, Aschersleben und Magdeburg befinden sie sich aktuell im Bau. Und weitere werden in den kommenden Jahren hinzukommen, denn die Resonanz auf das innovative Konzept ist durchweg positiv. Die Vorteile liegen auf der Hand: Zum einen profitieren die Mieter von Pauschalmieten, in denen die Nebenkosten für Strom, Wärme und sogar E-Mobilität bereits eingerechnet sind. Zum anderen haben die Vermieter Sicherheit, wie Bernd Jarczewski, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Oranienburg WOBA, erläutert: „Die umlegbaren Betriebskosten sind für jeden Vermieter nur ein durchlaufender Posten. Das heißt, zum Unternehmensergebnis tragen sie nichts bei. Aber in jeden Streit zwischen Nutzer und Energieversorger sind Sie eingebunden. Dazu der Aufwand und die Kosten für Zähler und Ablesung.“ Außerdem können die Wohnungsbaugesellschaften überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einspeisen und so zusätzliche Einnahmen generieren.

Insgesamt also eine Win-Win-Win-Situation, da neben Mieter und Vermieter auf lange Sicht auch das Klima profitiert.

Anfragen wachsen stetig

Den Nutzen eines solchen Konzepts erkennen inzwischen immer mehr Wohnungsbauunternehmen seit 2018 in Cottbus die ersten energieautarken Mehrfamilienhäuser gebaut wurden. Hier baute die Wohnungsbaugenossenschaft eG Wohnen 1902 mit HELMA zwei viergeschossige Häuser mit jeweils 14 Wohneinheiten, die auf dem Sonnenhauskonzept basieren.

Als Sonnenhaus bezeichnet man ein Haus, das mindestens 50 Prozent seiner Energie für die Gebäudeheizung aus Solarthermie bezieht. Um das zu erreichen sind große Flächen an Sonnenkollektoren notwendig. In Cottbus haben die Dächer der beiden Gebäude einen Neigungswinkel von 50 Grad, der ganzjährig hohe solare Einträge garantiert, selbst wenn die Sonne nicht so hochsteht. Die PV-Anlage generiert eine Leistung von maximal 29,58 Kilowatt und nicht genutzter Strom wird in zwei Lithium-Ionen-Akkus mit je 42,24 KWh Nettokapazität gespeichert. Zusätzlich verfügen die Gebäude über einen hochwärmegedämmten Langzeitspeicher mit 25.000 Liter Fassungsvermögen, wobei das enthaltene Wasser durch die von den Solarpaneelen erzeugte Wärme erhitzt wird. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Mit einem Energieverbrauch von unter 55 Kilowattstunden pro Quadratmeter erreichen die Gebäude den Energieeffizienzstandard 55.

Ende des 2021 wurden die energieautarken Gebäude Oranienburg übergeben. Die Häuser sind für einen Autarkiegrad von 65 bis 70 Prozent ausgelegt. Auch hier wird die Energie überwiegend durch Photovoltaik- sowie Solarthermie-Anlagen auf dem Dach und der Fassade gewonnen.

Konzept wird ständig weiterentwickelt

Am 22. Juli 2022 fand die feierliche Übergabe der beiden Mehrfamilienhäuser in Lübben an die Lübbener Wohnungsbaugesellschaft mbH (LWG) statt. Jeweils sieben Wohneinheiten werden den Mietern mit einer Pauschalmiete angeboten. Das Besondere an den Gebäuden in der brandenburgischen Kreisstadt ist, dass diese als erste ihrer Art „enttechnisiert“ verwirklicht wurden. So werden Gebäude bezeichnet, die auf eine extrem vereinfachte Haustechnik setzen – so wird im Gegensatz zu den Objekten in Cottbus und Oranienburg auf Solarthermie-Anlagen verzichtet. Dieses Konzept spart Kosten durch Wartungsarmut sowie CO2. Strom wird durch große Photovoltaikanlagen auf dem Dach und der Südseite der Fassade generiert, Infrarotheizungen wärmen die Räume und die Warmwasseraufbereitung wird durch Luftwärmepumpen sichergestellt. Der Geschäftsführer der LWG Frank Freyer erläutert: „So werden insgesamt 45.000 kWh Strom erzeugt. Der Bedarf der Häuser beträgt 35.000 kWh“.

In Unna, im östlichen Ruhrgebiet, hat im Juli dieses Jahres der Innenausbau begonnen. Die Unnaer Kreis-, Bau- & Siedlungsgesellschaft baut in Zusammenarbeit mit HELMA insgesamt fünf energieautarke Mehrfamilienhäuser mit 35 Wohneinheiten. Dieses Projekt verzichtet ebenfalls auf wasserführende Heizsysteme und verbaut – wie in Lübben – Infrarotheizungen. Somit werden auch hier Wartungskosten signifikant gesenkt.

Ein Konzept mit Zukunft

Das sind nur einige der Beispiele für die erfolgreiche Umsetzung der energieautarken Mehrfamilienhäuser.

Bei HELMA ist man vom Erfolg des Konzepts überzeugt. Gerade vor dem Hintergrund explodierender Energiepreise ist das Konzept von HELMA und dem Autarkie-Team sehr gefragt. „Ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht. Vor diesem Hintergrund sind energieautarke Mehrfamilienhäuser, die ihren Strom- und Wärmebedarf weitestgehend selbst decken, ein attraktives Modell“, bestätigt André Müller, technischer Vorstand der Helma Eigenheimbau AG.