05/2020_AG (Fast) unabhängig vom öffentlichen Stromnetz

Lehrte / Oranienburg, August 2020 (PRG) – Bernd Jarczewski ist sich sicher: „Die Zukunft gehört Wohngebäuden, die ihre Energie zu großen Teilen selbst erzeugen.“ Daher setzt der Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Oranienburg (WOBA) beim Neubau von zwei Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 14 Wohneinheiten in der Gartenstraße auf das Konzept der Energieautarkie.

Energieautarke Mehrfamilienhäuser decken ihren Strom- und Wärmebedarf zu großen Teilen durch Eigenproduktion. Voraussetzungen sind ein geeignetes Grundstück, Gebäude, die in Kubatur und Ausrichtung auf einen möglichst hohen Energieeintrag optimiert werden, sowie Photovoltaikmodule und Solarkollektoren, die großflächig in Dach und Fassade integriert werden.

Herzstück des Systems sind zwei hochwärmegedämmte Langzeitspeicher mit 18.000 und 15.000 Litern Fassungsvermögen, liebevoll Wobbi 1 und Wobbi 2 genannt. Das Wasser in ihnen wird durch die von den Solarpaneelen produzierte Wärme erhitzt. Mittels Wärmetauscher wird Brauchwasser für die Bewohner zum Duschen, Heizen, Geschirrspülen oder Waschen erwärmt und ganzjährig genutzt.

Das Ende der „zweiten Miete“

In Oranienburg streben die Projektpartner einen Autarkiegrad von 65 bis 70 Prozent an. Dafür werden an beiden Gebäuden 36 und 35 kWp PV-Module sowie jeweils gut 60 Quadratmeter Solarkollektoren installiert. Den verbleibenden Heizenergie-Bedarf wird umweltfreundlich deckt ein Gasbrennwertkessel.

Basierend auf einer Planung des Autarkie-Teams um Prof. Timo Leukefeld, realisiert die Helma Eigenheimbau AG die beiden Gebäude mit sechs und acht Wohneinheiten als Generalunternehmen. Erfahrungen konnten die Projektpartner bereits in Cottbus sammeln, wo Deutschlands erste energieautarke Mehrfamilienhäuser seit gut zwei Jahren in Nutzung sind. Zudem verfügt Helma über mehr als ein Jahrzehnt Erfahrungen mit dem energieautarken Einfamilienhaus.

Den künftigen WOBA-Mietern stehen Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen mit Wohnflächen von 60 bis 80 Quadratmetern zur Verfügung. Vor allem aber profitieren sie von einer Energieflatrate, denn Strom und Heizung sind in unbegrenzter Nutzung bereits in die Miete inkludiert. Die als „zweite Miete“ verschrienen Betriebskosten sind damit Geschichte.

Geplant ist, dass die ersten Mieter im Sommer 2021 einziehen. WOBA-Geschäftsführer Jarczewski berichtet bereits von regem Interesse an dem innovativen Wohnprojekt, obwohl Grundrisse und Mietpreise erst im Herbst veröffentlicht werden. Aktuell wird diskutiert, ob die Gebäude mit einer Ladestation für E-Mobilität ausgestattet werden.

Als Hausbauunternehmen und bundesweit agierender Bauträger ist Helma im Einfamilienhaussektor ein Vorreiter der Autarkie-Bewegung. Gemeinsam mit Prof. Timo Leukefeld, TU Bergakademie Freiberg, realisierte man bereits im Jahr 2011 das erste energieautarke Einfamilienhaus. 2018 wurden zusammen mit dem Autarkie-Team in Cottbus die ersten energieautarken Mehrfamilienhäuser errichtet. Bundesweit sind weitere Projekte in Planung.

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