08/2021 Landkreis Vorpommern-Greifswald definiert Zukunftspotenziale

Grafik: Arup

Berlin, den 19. August 2021 – Als einer der ersten Landkreise in Deutschland hat Vorpommern-Greifswald eine maßgeschneiderte Zukunftsstrategie erarbeitet, die die positive Entwicklung der Region in den nächsten 30 Jahren weiter vorantreiben soll. Das „Zukunftsbild 2050“ entstand im Rahmen eines mehrstufigen, partizipativen Prozesses mit lokalen Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik unter der Leitung von Arup Foresight, dem Thinktank des weltweit tätigen Planungs- und Beratungsbüros. Die Ergebnisse des zweijährigen Projekts wurden von Michael Sack, Landrat des Landkreises Vorpommern-Greifwald gemeinsam mit Dr. Ulrich Vetter, Leiter des Förder- und Entwicklungsgesellschaft (FEG), Rudi Scheuermann, Cities Business Leader bei Arup sowie Stephanie Schemel, Projektleiterin Foresight Europa bei Arup, präsentiert.

Mit innovativen Ideen regionale Trends setzen

„Nur wer überregional denkt, kann auf regionaler Ebene die richtigen Entscheidungen für die Zukunft treffen“, so Dr. Ulrich Vetter, Leiter der Förderungs- und Entwicklungsgesellschaft Vorpommern-Greifswald, der das Projekt initiierte. „Im Hinblick auf die globalen Megatrends wollten wir herausfinden, wie wir die bereits vorhandenen Ressourcen weiterentwickeln müssen, um bestmöglich für die Zukunft gerüstet zu sein“. Mit einer der ältesten Universitäten Deutschland, renommierten Wissenschaftsinstituten, einer dynamischen Start-up Szene, seiner exzellenten Lebens- und Naherholungsqualität sowie der guten Anbindung an die Ballungsräume rund um Berlin und Szczecin (Stettin) verfügt die Region über signifikante Standortvorteile, die es strategisch zu nutzen gilt. Bei der Erarbeitung des Leitbildes standen deshalb folgende Fragestellungen im Mittelpunkt: Welche Trends bergen die größten Potenziale für den Landkreis? Welche Herausforderungen kommen auf den Landkreis zu? Welche Handlungsfelder und Themen sollten bei der Gestaltung der Zukunft im Fokus stehen? Identifiziert wurden vier Visionskeime für die zukünftige Entwicklung des Landkreises Vorpommern-Greifswald.

Mit Bioökonomie zur Leuchtturm-Region werden

Im Rahmen des Green Deals will sich die EU als globaler Vorreiter in Sachen Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft positionieren. Mit Plant3, dem aus 70 Partnern bestehenden Bioökonomie-Cluster, kann Vorpommern-Greifswald dabei eine wichtige Rolle spielen. Zum Beispiel durch die Entwicklung innovativer, biobasierte Materialien, Werkstoffe und Verfahren, die andere Branchen dabei unterstützen, klimaneutral und kreislauffähig zu werden. „Ob synthetischer Kraftstoff aus Bioabfällen oder Löwenzahn als Kautschukalternative für Autoreifen – durch die Innovationskraft unserer Netzwerkspartner haben wir das Potenzial, zu einem nationalen Leuchtturm für die Bioökonomie 2.0 zu werden“, ist sich Landrat Michael Sack sicher. Innovative Ansätze wie die Dekarbonisierung der Wirtschaft durch Algen oder Smart Farming als Wegbereiter in eine klimaverträgliche Landwirtschaft könnten die Region zu einem Experimentierraum für den bioökonomischen Wandel machen.

Mit Biotourismus das Hinterland beleben

Da die Pandemie Reisen in andere Länder erheblich erschwerte, hat Urlaub in Deutschland deutlich an Beliebtheit gewonnen. Tourismus-Experten gehen davon aus, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren verstärkt. Von dieser Entwicklung wird auch die Region Vorpommern-Greifswald profitieren. Bislang konzentriert sich der Tourismus vorwiegend auf die Insel Usedom und das Stettiner Haff. Dabei verfügt der Landkreis auch abseits der beliebten Küstenregionen über attraktive Naherholungsgebiete. Mit Natur-, Aktiv- und Gesundheitsangeboten sollte das Hinterland zur Biotourismus-Region ausgebaut werden. Die Kombination aus Natur, Wellness und Sport könnte den westlichen und südlichen Teil der Region wirtschaftlich stärken und auch in der kälteren Jahreszeit erholungssuchende Urlauber anziehen. Zudem sollte die Bioagrarwirtschaft stärker mit dem Tourismus verschränkt werden – indem Hotels und Restaurants stärker auf regionale Biolebensmittel setzen sowie durch Agrartourismus in landwirtschaftlich geprägten Gegenden.

Mit Wellness und eHealth die Gesundheitsversorgung verbessern

Aufgrund des demografischen Wandels und einer immer älter werdenden Gesellschaft werden die Themen Gesundheit und Prävention in Zukunft eine größere Rolle spielen. Mit Kur- und Wellnessangeboten könnte sich der Landkreis als Destination für naturnahe Gesundheitsurlaube positionieren. Darüber hinaus zählt Vorpommern-Greifswald zu den führenden Standorten für Gesundheits- und Biotechnik. Die Universität Greifswald, das Gesundheitsnetzwerk BioCon Valley sowie zahlreichen medizintechnischen Start-ups sollten die Verbindung von Medizin und Digitalisierung weiter vorantreiben. Mithilfe digitaler Gesundheitsdienstleistungen lässt sich die medizinische Versorgung in ländlichen Gegenden deutlich verbessern. In Kooperation mit Kliniken, Praxen und Pflegediensten könnten Start-up der Gesundheitsbranche Angebote wie Telemedizin oder Assisted Living an medizinisch unterversorgten Standorten des Landkreises etablieren.

Mit Work-Life-Konzepten neue Lebensräume eröffnen

Steigende Mieten in den Metropolen und der verstärkte Trend zum Home-Office machen ländliche Regionen im Umfeld der Ballungsräume attraktiv. Immer mehr Städter setzen ihre Vorstellungen von einer Work-Life-Family-Balance fernab der Großstadt um. Hier kann der Landkreis Vorpommern-Greifswald mit attraktiver Natur und bezahlbarem Wohnraum zum Verwirklichungsraum für vielfältige Lebensmodelle werden. Inkubatoren könnten die Start-up Szene in ländliche Gegenden locken und damit die Mittelzentren aufwerten. Bilinguale Bildungseinrichtungen sowie vielfältige Kunst- und Kulturangebote wären zukunftsweisende Möglichkeiten, um brachliegende Ortskerne zu revitalisieren. Ausgediente Höfe und alte Herrenhäuser könnten Platz für ökologische Wohnkonzepte und generationsübergreifende Lebensformen bieten.

„Mit der gemeinsam erarbeiteten Strategie, den definierten Visionskeimen und den daraus abgeleiteten Handlungsfeldern hat der Landkreis Vorpommern-Greifwald exzellente Zukunftschancen – und ist für mich ein Vorbild für andere deutsche Regionen“, macht Projektleiterin Stephanie Schemel deutlich.