07/2021 Wenn Nachhaltigkeit den Ton angibt: Akustikpaneele aus Pilzen

Berlin, den 15. Juli 2021 – Corona hat die Transformation der Arbeitswelt beschleunigt. Nach einer aktuellen Umfrage von Bitkom werden nach der Pandemie 30 Prozent der Beschäftigten zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten. Der verstärkte Trend zum hybriden Arbeiten verändert die Ansprüche an zeitgemäße Büroflächen. Videokonferenzen werden ebenso zum Arbeitsalltag gehören wie neue Formen der kreativen Zusammenarbeit. Daraus ergeben sich besondere Anforderungen an die Akustik von Großraumbüros. Gemeinsam mit dem italienischen Biodesign-Unternehmen Mogu hat das Planungs- und Beratungsunternehmen Arup ein regeneratives Akustiksystem entwickelt, mit dem sich Büros nachhaltig für die neue Arbeitswelt umgestalten lassen. FORESTA, so der Name der myzelbasierten Lösung, ist ab sofort im Handel erhältlich.

Biobasierter CO2-Speicher

Zur Verbesserung der Raumakustik kommen vielfach Polyesterschäume oder Verbundstoffe auf Mineralfaserbasis zum Einsatz – Materialien, deren Herstellung viel CO2 emittiert und die am Ende des Lebenszyklus deponiert oder thermisch verwertet werden. Mit FORESTA steht nun eine biobasierte Alternative zur Verfügung, die als CO2-Speicher fungiert und damit den ökologischen Fußabdruck beim Innenausbau deutlich senkt. Das Akustiksystem besteht komplett aus nachwachsenden Rohstoffen und wurde nach dem Prinzip der Circular Economy entwickelt. Sämtliche Komponenten sind wiederverwendbar und können am Ende des Lebenszyklus kompostiert werden. „Die Bauwirtschaft muss weg vom verschwenderischen Ressourcenverbrauch und hin zu einer auf nachwachsenden Rohstoffen basierende Kreislaufwirtschaft. FORESTA zeigt, dass es möglich ist mit der Natur zu bauen und nicht gegen sie“, macht Jan Wurm, Leiter Research & Innovation Europe bei Arup, deutlich.

Biologischer 4D-Druck

FORESTA basiert auf Myzel, dem wurzelähnlichen Gewebe von Pilzen, das auf einem Substrat aus Bauwoll- und Hanfresten kultiviert wird. In einem kontrollierten Prozess verbindet sich das Myzel mit den natürlichen Fasern zu einem festen Gefüge. Die Kultivierung wird gestoppt, sobald die optimalen Eigenschaften erreicht sind. Eine abschließende Wärmebehandlung macht aus den Ausgangsstoffen einen nachhaltigen Bioverbundwerkstoff mit schallabsorbierenden Eigenschaften. "Das Herstellungsverfahren ist quasi ein biologischer 4D-Druck, bei dem die Akustikpaneele in einem kontrollierten Prozess Schicht für Schicht aufgebaut werden", so Serena Camere, Produktleiterin bei Mogu. Die Komponenten für die Unterkonstruktion aus Holz werden mithilfe digitaler Technologien vorgefertigt.

Natur in den Arbeitsalltag bringen

FORESTA, was übersetzt Wald bedeutet, wurde mit der Intention entwickelt, ein Stück Natur in die Büros zu bringen. Das modulare System verbindet hohe Funktionalität mit natürlicher Ästhetik. Die Akustiklösung ist in verschiedenen naturbasierten Farben, Geometrien und Texturen erhältlich und lässt sich somit leicht auf die jeweilige Büromöblierung abstimmen. Das einfache Befestigungssystem ist so konzipiert, dass die Module mit wenigen Handgriffen zu neuen Farb- und Formwelten umgestaltet werden können. Die Materialien werden nicht chemisch behandelt, setzen weder Sporen noch zusätzliche VOC-Emissionen frei und sorgen somit für eine gesunde Arbeitsumgebung.

Myzel als regenerativer Baustoff

Während das Tragwerk von Gebäuden oft für eine Nutzungsdauer von 100 Jahren konzipiert ist, werden die Innenräume durchschnittlich alle fünf Jahre erneuert. Aufgrund der kurzen Modernisierungszyklen ist der Innenausbau CO2- und abfallintensiv – und somit auch ein beträchtlicher Hebel, um Treibhausgasemissionen und den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. FORESTA zeigt, wie neue Wertschöpfungsketten auf Basis der zirkulären Bioökonomie die Transformation in eine Kreislaufwirtschaft beschleunigen können.